Boreout im Job. Was ist das?

Als Boreout-Syndrom wird ein Zustand ausgesprochener Unterforderung im Arbeitsleben bezeichnet, der bislang eher in den Medien als im wissenschaftlichen Bereich unter dem Aspekt eines Krankheitsbildes diskutiert wird.

Boreout, das klingt nach Frust im Job. Nach krankmachender Unterforderung durch den Chef und Arbeitgeber, die uns die Anwesenheitspflicht auferlegen, aber gleichzeitig nicht für die nötige Anforderung durch herausfordernde Aufgaben und Abwechslung im Joballtag sorgen.

Der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zufolge werden mehr als 5 Prozent aller Arbeitnehmer im Job mengenmäßig und 13 Prozent fachlich von chronischer Langeweile geplagt.

Boreout wird auch als paralleles Gegenstück des Burnout-Syndroms charakterisiert, das selbst im Burnout münden kann.

Boreout-Syndrom erkennen

Langeweile im Job kann krank machen. Viele Arbeitnehmer klagen darüber, dass sie keiner sinnvollen Beschäftigung nachgehen, nur noch Dienst nach Vorschrift schieben. Seit die Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder das Buch „Diagnose Boreout. Warum Unterforderung im Job krank macht“ Redline Wirtschaftsverlag, ISBN-13: 978-3636014627, Amazon, Broschiert 2,28 €. zum Thema: „Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz infolge von Langeweile“, im Jahr 2007 vorstellten, hat das Problem einen Namen. Boreout. Ein tolles Wort und der perfekte Kontrast zum Ausbrennen im Job, dem „Burnout-Syndrom“.

Was aber tun, wenn Sie sich wirklich jeden Tag zur Arbeit quälen? Beobachten Sie zum Beispiel folgende Symptome bei sich?

  • Antriebslosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung
  • Müdigkeit
  • Lustlosigkeit
  • Orientierungslosigkeit
  • Ziellosigkeit
  • Gereiztheit
  • Tinnitus
  • Schwindel
  • Unzufriedenheit
  • Verzweiflung

Solche Symptome sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen. Kommen zum Verlust der Lebensfreude noch körperliche Beschwerden wie Infektionsanfälligkeit, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden hinzu, kann das durchaus ein Warnzeichen sein. Nicht unbedingt jedes Mal für ein Boreout-Syndrom, aber sicher dafür, dass Sie Ihr Job krank macht. Dagegen sollten Sie unbedingt etwas tun.

Treten derlei Warnzeichen und Symptome bei Ihnen schon über einen längeren Zeitraum auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Solche Warnsignale können auch Anzeichen einer Depressiven Verstimmung oder sogar einer Depression sein. In diesem Fall können auch neue Arbeitsinhalte das Problem nicht beseitigen. Hier hilft dann nur eine Therapie.

Boreout Ursachen

Zu den häufigsten Ursachen für Langeweile und Unterforderung am Arbeitsplatz gehören falsche oder fehlende Aufgaben und fehlende Motivation mangels sinnstiftender Beschäftigung. Beispiele sind: Akten sortieren, Dokumente überarbeiten, E-Mails einsortieren – Arbeit die schnell unterfordert und die Betroffenen langweilt.

Bleiben Wertschätzung und Feedback durch Vorgesetzte und Kollegen ebenfalls aus, entsteht daraus schnell eine Abwärtsspirale. So vernachlässigte Mitarbeiter leiden zunehmend unter einem mangelnden Selbstwertgefühl, durch monotone Arbeit und mangelnde Abwechslung oder Herausforderungen im Job.

Aus diesem Paket von chronischer Unterforderung, nachlassendem Engagement und Monotonie kann leicht diese Abwärtsspirale entstehen. Wer immer wieder Langeweile im Job empfindet, wird darüber frustriert, verliert das Interesse an seiner Arbeit. Er leistet weniger, was über kurz oder lang auch seinen Vorgesetzten auffällt. Die Folgen: Sie setzen den Mitarbeiter noch seltener ein. Geben Ihm noch weniger fordernde Beschäftigung. Die Langeweile steigt weiter. Die Abwärtsspirale nimmt Fahrt auf.

Boreout: Ein erfundenes Phänomen?

Schon seit Jahren geistert der Begriff „Boreout“ durch die Arbeitswelt. Der Befund: krankmachende Unterforderung durch Langeweile im Job.

Das klingt dramatisch. Langeweile und Leerlaufphasen im Job kennt schließlich jeder. Boreout aber beschreibt einen dauerhaften Zustand, der über Wochen, Monate, oder sogar Jahre anhält. Angesichts dessen muss man sich fragen: Beklagen wir nur ein Symptom oder eine Ursache?

Betroffene empfinden sich oft als überqualifiziert, unterschätzt und unterfordert. Sie bedauern die verschwendete Zeit im falschen Job. Eine „Alles-Scheiße-außer-ich“ Einstellung entsteht.

Was Betroffene alles tun

Der Literatur zum Thema „Boreout“ zufolge wenden gelangweilte Arbeitnehmer regelmäßig verschiedene Strategien an, um in Ihrem Job trotzdem beschäftigt auszusehen. Dabei geht es ihnen oftmals darum, keine zusätzliche Arbeit zu bekommen oder noch mehr freie Zeit für die eigenen Interessen zu bekommen, aber gleichzeitig nicht negativ am Arbeitsplatz aufzufallen. Erreicht wird das zum Beispiel durch die folgenden Boreout-Strategien:

Die Arbeit in die Länge ziehen
Der Mitarbeiter hat eine Aufgabe, die in überschaubarer Zeit zu erledigen ist. Dennoch wird sie gnadenlos gestreckt, um weitere langweilige Aufgaben zu verhindern.

Die Arbeit schnell beenden
Auch das Gegenteil ist möglich. Der Mitarbeiter hat eine Aufgabe und erledigt sie zügig. Allerdings wird das dem Chef nicht gemeldet, sodass der Mitarbeiter jetzt Zeit hat, sich seinen eigenen Interessen zu widmen.

Die Arbeit komplett ignorieren,
Wenn ein Mitarbeiter trotz diverser Anfragen beim Chef keine sinnvollen Aufgaben erhält und er dann offensiv, z.B. im Internet surft, Bücher liest oder sich offen ersichtlich nicht um die Arbeitsbelange kümmert.

An den hier genannten Boreout-Strategien lässt sich auch etwas anderes erkennen: Wirklich gelangweilt sind Betroffenen nicht. Im Gegenteil: Sie sind sehr kreativ, die Langeweile im Job für Ihre Zwecke zu nutzen. Echter Leerlauf jedenfalls sieht anders aus.

Was tun gegen Boreout?

Im Gegensatz zu den Überforderten, deren Job sie auspresst wie eine Zitrone, können Unterforderte an ihrer Misere leicht etwas ändern. Dazu müssen sie aber aktiv werden, indem sie zum Beispiel für neue Gestaltungsspielräume im Job kämpfen oder den Job wechseln.

Wer Leerlauf hat und sich langweilt, kann das beklagen, oder aber versuchen neue Projekte anzuschieben, die seinem Unternehmen (und ihm selbst) Vorteile bringen. Die Zeit dafür ist da, sonst gäbe es keine Langeweile. Niemand ist dazu verdammt, den ganzen Tag Däumchen zu drehen und Solitaire zu spielen.

Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten. Sie könnten beispielsweise auf Ihre beruflichen Perspektiven zu sprechen kommen. Holen Sie dazu die Rückmeldung Ihres Vorgesetzten ein: War er mit Ihren Leistungen und Ihrer Entwicklung zufrieden? Seine Anerkennung ist die beste Basis, um Ihm Vorschläge für die Übernahme neuer Aufgaben zu unterbreiten.

Sie sollten positive, mentale Herausforderungen und das Gespräch mit dem Chef suchen. Erst recht, wenn Sie mit Ihren bisherigen Arbeiten nicht ausgelastet waren. Dabei haben Sie vor allem zwei Optionen:

Neue Aufgaben (Job Enlargement)

Bei einer Ausweitung Ihrer bisherigen Tätigkeit werden zusätzliche Aufgaben übertragen, die etwa dem gleichen Anforderungsniveau entsprechen wie bisherigen Tätigkeiten. Da es sich hier de facto um „mehr Arbeit“ handelt, sollten Sie gleich noch eine Gehaltserhöhung aushandeln.

Mehr Verantwortung (Job Enrichment)

Hierbei werden immer anspruchsvollere Aufgaben übertragen, um Ihre Potenziale besser zu entwickeln und zu nutzen. Beim Job Enrichment wächst nicht die Arbeit, sondern die Verantwortung im Job. Auch das rechtfertigt eine Gehaltsanpassung nach oben.

Überlegen Sie sich vor dem Gespräch mit Ihrem Chef, welche Aufgaben Sie gern übernehmen möchten und was Sie dafür qualifiziert. Überzeugen Sie Ihren Chef vom Nutzen für das Unternehmen, wenn er Ihnen zusätzliche Verantwortung überträgt.

Work-Life-Balance

Darüber hinaus können Sie auch neben der Arbeit einen Kick suchen und so für mehr Work-Life-Balance sorgen. Gerade auch die Freizeit bietet zahlreiche Möglichkeiten, eine solche Krise zu bewältigen, sich bspw. beim Sport körperlich auszupowern oder neue Projekte zu starten.

Warum Langeweile im Job (manchmal) gut ist

Langeweile im Job ist verpönt. Es schwingt immer der Begriff „Faulheit“ mit. Daher täuschen viele Arbeitnehmer Beschäftigung vor, indem sie ihre Arbeit erst kurz vor Feierabend abgeben, obwohl diese schon 2 Stunden vorher fertig war. Dabei kann es gut sein, manchmal etwas Leerlauf zu haben. Zwei Gründe, warum es nicht immer gleich Boreout sein muss, wenn Sie Langeweile haben:

Langeweile inspiriert.

Wer sich langweilt, findet die Zeit und Muße abzuschalten. Das fördert Kreativität. Wer auf eine Lösung konzentriert ist, bekommt oft einen Tunnelblick. Langeweile dagegen öffnet den Horizont.

Langeweile entspannt

Wer ständig unter Volldampf steht, findet keine innere Ruhe. Und das ist bekanntlich schlecht für Körper und Geist. Und mal ehrlich: Eine gepflegte Langeweile abends vor der Glotze macht so manchen Folgetag viel produktiver.

Die negative Seite der Langeweile

Eine Schattenseite hat die Langeweile aber dennoch: Gelangweilte greifen öfter zu Schokolade und Alkohol. Gelangweilte Mitarbeiter greifen besonders häufig auf der Arbeit zu Süßem oder beginnen (nach Feierabend) zu trinken. Die Schokolade würde gefühlt einen Kick geben, der Alkohol den Frust am Abend betäuben, nichts gemacht zu haben. Aber das muss kein Schicksal sein.

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